De-Dollarisierung und der Goldkurs: Eine Chance für Edelmetallanleger?

The Spotlight

10 Lesezeit

22. Juni 2023

Die Banknoten des US-Dollars verwandeln sich allmählich in Sandkörner innerhalb der Grenzen einer Sanduhr.

Das ABC der De-Dollarisierung: Was versteht man unter dem heiß diskutierten Thema, die Pros & Contras und die Bedeutung für den Goldpreis!

Der Begriff der De-Dollarisierung spukt schon seit vielen Jahren in der Finanzwelt herum und kocht in regelmäßigen Abständen immer wieder hoch. Doch was versteht man unter De-Dollarisierung eigentlich? Und was sagen die Befürworter bzw. die Skeptiker?

In diesem Artikel erklären wir Ihnen das Thema leicht verständlich, skizzieren die aktuellen Entwicklungen und untersuchen, ob und in welchem Maße die Abkehr vom US-Dollar als Weltwährung fortgeschritten ist. Außerdem wagen wir den Blick in die Glaskugel und zeichnen die aktuellen Chancen und Risiken für Goldanleger nach!

Was versteht man unter De-Dollarisierung?

Durchtränkter US Dollar

Unter der De-Dollarisierung, der eingedeutschten Version des amerikanisch-englischen Wortes de-dollarization, versteht man die Abkehr vom US-Dollar als Weltleitwährung. Seit dem Zweiten Weltkrieg kommt dem Dollar eine Sonderrolle im internationalen Zahlungsverkehr zu, sodass bis heute zahlreiche Transaktionen mit dem US-Dollar abgewickelt werden.

Als Weltleitwährung wird der Dollar vorrangig genutzt, um:

  • Währungsreserven aufzubauen
  • Handel mit Öl und anderen Rohstoffen zu betreiben
  • Internationale Transaktionen abzuwickeln

Nach Meinung vieler Experten ist die De-Dollarisierung ein schleichender Prozess, der seit den 70er-Jahren an Fahrt aufgenommen hat. So wurden 1977 noch 85% der internationalen Handels- und Finanzgeschäfte über den Dollar abgewickelt, während es aktuell nur noch etwa 60% sind.

Anders ausgedrückt: In den letzten 46 Jahren ging der Anteil des US-Dollars bei den weltweiten Devisenreserven um 29% zurück.

Wie wurde der US-Dollar zur Weltleitwährung?

Leitwährungen zeichnen sich durch drei primäre Eigenschaften aus:

  • Konvertierbarkeit: Eine Leitwährung muss weitgehend als Zahlungsmittel akzeptiert werden und daher in andere Währungen frei konvertierbar sein.
  • Liquidität: Die Währung muss global ausreichend liquide sein, damit sie den weltweiten Liquiditätsbedarf bedienen kann.
  • Wertstabilität: Die Leitwährung muss so wertstabil sein, dass sie von allen Marktteilnehmern als Zahlungsmittel akzeptiert wird.

Historisch gesehen, erreichte der US-Dollar diesen Status vor allem mit der Einführung des Bretton-Woods-Systems nach dem Zweiten Weltkrieg, in dessen Zentrum die alleinige Konvertierbarkeit des Dollars in Gold stand.

Andere Währungen konnten ausschließlich zu einem vorab festgelegten - das heißt nicht dynamischen - Wechselkurs in US-Dollar getauscht und erst danach in Gold konvertiert werden.

Da damals fast 70% der weltweiten Goldreserven in den USA eingelagert waren, schien die Möglichkeit der direkten Einlösbarkeit nationaler Währungen in Gold nicht praktikabel und so wurde letztendlich der „Umweg“ über den Dollar eingeführt.

Der Dollar stieg damit schnell zur neuen Weltleitwährung auf.

Warum wollen Länder dem US-Dollar den Rücken kehren?

Die vernetzte Welt

Vor allem Russland, China, Brasilien, Indien und Südafrika - die sogenannten BRICS-Staaten - bemühen sich aktiv, ihre Abhängigkeit vom US-Dollar zu reduzieren.

Diese Länder repräsentieren 42% der Weltbevölkerung, halten dabei aber in den wichtigsten internationalen Wirtschaftsinstitutionen, dem internationalen Währungsfond und der Weltbank, nur 15% der Stimmrechte.

Die Gründe für die Bestrebungen, sich vom Dollar als Weltleitwährung zu lösen, sind vielfältig, aber gewichtig:

So führte die ehemalige brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff und derzeitige Chefin der New Development Bank kürzlich „Wechselkursrisiken“ an, ein häufig genutztes Argument, um die Notwendigkeit der Abkehr vom US-Dollar zu betonen.

Gerade Länder, die in hohem Maße von Importen abhängig seien, würden nämlich darunter leiden, wenn der US-Dollar im Verhältnis zur jeweiligen Landeswährung aufwertet und in US-Dollar bezahlte Importwaren dementsprechend teurer würden.

Ein weiteres Argument der Befürworter der De-Dollarisierung ist die amerikanische Sanktionspolitik, deren Auswirkungen vor allem Länder wie Russland und der Iran negativ zu spüren bekommen.

Wird es diesen Ländern nämlich untersagt, am internationalen und US-Dollar-dominierten Zahlungsverkehr teilzunehmen - so etwa geschehen beim Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-Netzwerk - habe dies weitreichende negative Konsequenzen für die wirtschaftliche Stärke des sanktionierten Landes.

Jim O’Neill, ehemaliger Chef-Volkswirt der Goldman Sachs und Erfinder der Bezeichnung „BRIC-Staaten“, geht in seinem kürzlich veröffentlichten Essay zur Zukunft der BRICS-Länder sogar noch weiter und stellt fest, dass aufgrund der Abhängigkeit vom US-Dollar die finanzpolitischen Entscheidungen der amerikanischen Federal Reserve einen höheren Einfluss auf die monetäre Situation eines Landes habe als die Geldpolitik des Landes selbst. Daher müsse es im Interesse der BRICS-Staaten sein, unabhängiger vom US-Dollar zu werden.

Die Argumente zusammengefasst:

  • Wechselkursrisiko: Länder mit einem hohen Importbedarf müssen ausländische Waren teurer einkaufen, wenn der US-Dollar im Vergleich zur Landeswährung aufwertet.
  • Angst vor Sanktionen: Werden Länder vom internationalen Zahlungsverkehr aufgrund von Sanktionen ausgeschlossen, hat dies weitreichende wirtschaftliche Folgen für das sanktionierte Land.
  • Keine finanzpolitische Eigenständigkeit: Aufgrund der Vormachtstellung des US-Dollars am internationalen Finanzplatz haben finanzpolitische Entscheidungen der amerikanischen Federal Reserve eine höhere Wirkung auf die monetäre Lage eines Landes als die Geldpolitik des Landes selbst.

Aktuelle Entwicklungen

Aktuelle Entwicklungen, die von manchen Experten als Beispiele für die Abkehr vom US-Dollar angesehen werden, gibt es viele.

So kündigte Argentinien im April dieses Jahres an, Importe aus China ab sofort in Yuan zu bezahlen. Offiziell wurde die Maßnahme in Kraft gesetzt, um die eigenen Dollar-Reserven nicht weiter zu reduzieren, die aufgrund der desolaten wirtschaftlichen Lage benötigt würden, um die lokale Währung zu stabilisieren.

Inoffziell, so die Meinung einiger Experten, sei dies jedoch als weiteres Zeichen zu werten, dass Argentinien einen höhere Unabhängigkeit vom Dollar anstrebe.

Ein weiteres Beispiel sei die Ankündigung der bereits erwähnten Dilma Rousseff im chinesischen Sender CTGN , dass die New Development Bank (NDB) zwischen 2022 und 2026 mindestens 30% der Kredite in den lokalen Währungen der BRICS-Staaten aufgeben wird.

Zuletzt wird das nächste Treffen der BRICS-Staatschefs vom 22. bis zum 24. August in Johannesburg von Investoren und Ökonomen mit großer Spannung erwartet. So könnten auf der Agenda konkrete Maßnahmen zur Abkehr vom US-Dollar stehen, zum Beispiel die Etablierung einer eigenen BRICS-Währung.

Sollte dies der Fall sein, wäre dies wohl tatsächlich ein großer Schritt in Richtung De-Dollarisierung.

Zusammengefasst:

  • Zunahme bilateraler Zahlungsabkommen: Argentinien verlautbarte kürzlich, dass es Transaktionen mit China - vormals in US-Dollar abgewickelt - nun in Yuan vornehmen werde.
  • Internationale Kreditvergabe in Landeswährungen: Die New Development Bank kündigte an, dass zwischen 2022 und 2026 30% der internationalen Kredite in der jeweiligen Landeswährung ausgegeben werden.
  • Etablierung einer neuen BRICS-Währung: Die Etablierung einer BRICS-Währung könnte Thema sein, wenn sich die Staatschefs der fünf Länder im August in Johannesburg treffen werden.

Findet die De-Dollarisierung wirklich statt?

Banknoten des Schweizer Franken, des Euro, des chinesischen Yuan und des russischen Rubel.

Auch wenn das Thema der kommenden De-Dollarisierung eine beliebte mediale Diagnose ist, gibt es durchaus gegenläufige Meinungen. Der Tenor der skeptischen Experten: Um den US-Dollar wirklich herauszufordern, mangele es an Alternativen.

Bernd Kempa, Lehrstuhlinhaber an der Münsteraner Wilhelms-Universität und Experte für internationale Ökonomie, sieht strukturelle Defizite sowohl beim Euro als auch beim chinesischen Yuan - beides Währungen, die immer wieder als kommende Weltleitwährungen gehandelt werden.

So habe die Finanzkrise die Konszruktionsschwächen des Euro-Raumes schonungslos offen gelegt und die europäische Bankenunion sei nach wie vor unvollendet; dem chinesischen Finanzplatz, auf der anderen Seite, mangele es hingegen an Tiefe und Liberalisierung, um den Yuan international zu stärken.

Die wesentlichen Gründe, die gegen die Ablösung des US-Dollar sprechen:

  • Europäische Bankenunion mit Mängeln: Die 2014 ins Leben gerufene europäische Bankenunion ist nach Experten-Ansicht unvollendet, sodass der Euro (noch) keine konkurrenzfähige Alternative zum Dollar ist.
  • Fehlende Tiefe und Liberalisierung des chinesischen Finanzplatz: Auch der chinesische Yuan ist auf absehbare Zeit kein Ersatz für den Dollar, da China als Finanzplatz unterentwickelt ist.

Tatsächlich decken sich diese Einwände mit den aktuellen Daten. Zwar ist es richtig, dass der US-Dollar als Devisenreserve in den letzten 46 Jahren deutlich geschrumpft ist, andererseits macht er immer noch fast 60% der weltweiten Devisenreserven aus:

Zwar ist es richtig, dass der US-Dollar als Devisenreserve in den letzten 46 Jahren deutlich geschrumpft ist, andererseits macht er immer noch fast 60% der weltweiten Devisenreserven aus

Sowohl der Euro als auch der Yuan liegen im Vergleich immer noch abgeschlagen auf dem zweiten bzw. Fünften Platz.

Ist die De-Dollarisierung eine Chance für Gold?

Das US-Dollarsymbol mit einem 1 Kilo PAMP Suisse Feingoldbarren, einem 50 g Goldbarren und einer kanadischen Maple Leaf Goldmünze

So unterschiedlich die Meinungen zum Thema De-Dollarisierung sind, so unterschiedlich sind auch die Meinungen darüber, inwiefern die De-Dollarisierung überhaupt eine Chance für Goldanleger ist.

Dabei dreht sich der Narrativ vor allem darum, ob Gold das Potenzial hat, den US-Dollar als Devisenreserve (zumindest teilweise) abzulösen. Devisenreserven in Fremdwährungen werden von Nationalbanken unter anderem gehalten, um die Landeswährung durch Aufkäufe stabil zu halten.

Tatsächlich kauften Notenbanken weltweit im dritten Quartal 2022 399 Tonnen Gold - so hoch wie seit 1967 nicht mehr, als der US-Dollar teilweise noch mit Gold gedeckt war.

Tatsächlich kauften Notenbanken weltweit im dritten Quartal 2022 399 Tonnen Gold - so hoch wie seit 1967 nicht mehr, als der US-Dollar teilweise noch mit Gold gedeckt war.

Laut einer Umfrage des World Gold Councils rechnen zudem 61% der befragten Notenbanker damit, dass die Goldreserven der Notenbanken noch weiter zunehmen werden.

Eine Chance für Goldanleger also?

Laut Karen Karniol-Tambour, Co-Chief Investment Officer bei Bridgewater, durchaus. So böte Gold viel Wachstumspotenzial in den kommenden Jahren, befeuert vom weltweiten De-Dollarisierungstrend und der Sorge vor US-Sanktionen.

Der berühmte Investor Stanley Druckenmiller drückte sich auf der Sohn-Konferenz hingegen deutlich vorsichtiger aus.

Einerseits sei er angesichts der historisch eher schlechten Performance von Gold während wirtschaftlich schwieriger Zeiten nicht grundsätzlich von dem Edelmetall überzeugt.

Aufgrund der Bestrebungen einiger Länder, unabhängiger vom US-Dollar zu werden, halte er Gold dennoch in seinem Portfolio.

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