Sowohl Gold als auch Silber haben in den letzten 5 Jahren Renditen von 58% und mehr erzielt, sodass sich viele Investoren jetzt die Frage stellen:

Ist da überhaupt noch Luft nach oben oder kühlt der Markt jetzt ab? 📈

Dieser Frage geht unser CEO, Alessandro Soldati, im Interview mit der Edelmetall-Expertin Nicky Shiels nach.

Spoiler: Auch wenn das derzeitige Marktumfeld den Goldkurs etwas abgekühlt hat, hält Nicky eine Verdoppelung des Goldpreises in den nächsten 10 Jahren für ein realistisches Szenario!

In diesem Interview erfahren Sie außerdem, welches Szenario Nicky für Silber erwartet, wie kurzfristige Marktsignale der Fed den Goldpreis beeinflussen, ob Kryptowährungen eine gute Alternative zu Gold sind und ob der richtige Zeitpunkt für weitere Zukäufe gekommen ist ⏲️🪙

Quo Vadis, Gold und Silber? Edelmetall-Expertin Nicky Schiels wagt eine Preisprognose

Nicky Shiels ist eine Veteranin im Edelmetallmarkt und hat einen Großteil ihrer Karriere - unter anderem bei J.P. Morgan - mit der institutionellen Bewertung von Gold, Silber, Platin und Co. verbracht. Seit zwei Jahren ist Nicky Head of Metals Strategy bei der MKS PAMP, zu der auch GOLD AVENUE gehört.

Mit einer Vorhersage von 1800 zu 1800,09 US-Dollar gewann Nicky den LBMA-Wettbewerb für die präziseste Vorhersage des durchschnittlichen Goldpreises 2022.

Oder wie Nicky lachend sagt: „Um 9 Cent daneben.“

Grund genug für unseren CEO Alessandro Soldati, mit Nicky in die Glaskugel zu schauen und unter anderem folgende Fragen zu klären: Warum hat Nicky ihre Prognose für den Goldpreis angehoben? Wohin geht die Reise mit Silber? Worauf basieren Nickys Prognosen? Und wie sieht der langfristige Trend für Gold und Silber aus?

Warum Nicky ihre Vorhersage für den Goldpreis nach oben revidiert hat

Anfang 2023 hatte Nicky vorhersagt, dass der Goldpreis auf 1880 US-Dollar pro Unze steigen würde. Nun liegt der Goldpreis bei fast 1945 Dollar und Nicky hat ihre Vorhersage auf 1930 Dollar pro Unze angehoben.

"Ab März wurde es verrückt. Die Bankenkrise (Anmerkung: Nicky bezieht sich auf den Bankrott der Silicon Valley Bank) hat das Vertrauen in das System erschüttert und alte und neue Goldinvestoren haben ihre Vermögenswerte neu allokiert."

Gold sei ein Profiteur von unsicheren Zeiten und so sei der Preis seit März stark gestiegen - eine Einschätzung, die Nicky auch an anderer Stelle im Interview wiederholen wird.

Nicky schließt weder weitere Preisbewegungen noch eine Ausweitung der Bankenkrise aus:

"Ich denke, noch geht die Angst um. Der Markt hält Ausschau nach Schlagzeilen. Das globale Bankenwesen ist aufgrund steigender Zinsen um einiges wackeliger geworden."

Aber warum hat Gold dann zuletzt ein Plateau erreicht?

Doch warum ist der Goldpreis seit März trotz Inflation gefallen, wenn die Zeichen doch eigentlich auf einen Bullenmarkt schließen lassen?

Laut Nicky muss man hier zwischen kurzfristigen und langfristigen Marktsignalen unterscheiden.

Kurzfristig seien die Zinsentscheidungen der amerikanischen Zentralbank maßgeblich. Hebe diese die Zinsen an - wie in den letzten Monaten geschehen - sei es für Anleger und Sparer attraktiver, ihr Vermögen in verzinsten Geldwerten anzulegen. Das habe kurzfristig einen negativen Effekt auf den Goldpreis.

Nicky glaubt aber nicht, dass die Zinserhöhungen erfolgreich in der Bekämpfung der Inflation waren:

"Obwohl die Fed die Zinsen seit Monaten erhöht, hat sie die Inflation immer noch nicht in den Griff bekommen. Die Fed hat auch keine Einfluss auf die OPEC, ESG-Unternehmenspolitik, und den Krieg in der Ukraine. […] Regionen wie Europa und England haben Inflationsraten, die an Schwellenmärkte erinnern. Ich glaube, dass wir Zeiten struktureller Inflation entgegensehen."

Gold als langfristige Wertanlage: Wo steht Gold in 10 Jahren?

Was also wenn die Zentralbanken ihr Pulver verschossen haben, geopolitische Spannungen zunehmen und sich weitere schleichende Makrofaktoren wie die De-Globalisierung und De-Dollarisierung in diese unsichere Gemengelage mischen?

Nicky hält einen Goldpreis rund um die 4000er-Marke durchaus für möglich:

"Das ist eine Verdoppelung des derzeitigen Preises, das ist nicht unrealistisch. Noch mal, wir haben es mit den großen strukturellen Themen zu tun, die zwar schleichend vonstatten gehen, aber trotzdem passieren. Dazu gehört die De-Globalisierung, die De-Dollarisierung und eine langwierige Inflation."

Den Goldmarkt timen: Sollte man jetzt Gold kaufen?

Wenig überraschend gehört Nicky auch bei dieser Frage zu den Bullen:

"Kurzfristig kann Gold noch etwas fallen, das hängt von den nächsten Zinsentscheidungen der Fed ab. Seit März ist der Preis aber bereits um 100 Dollar pro Unze gefallen, meiner Meinung nach ist jetzt ein guter Zeitpunkt einzusteigen."

Und was ist mit Silber?

Die Spielregeln für Silber sind anders als bei Gold, denn während der Goldpreis vor allem die Unsicherheit der Anleger einpreise, ist der Silberpreis auch von seiner Funktion als Metall in diversen Industrieanwendungen abhängig - steigt die industrielle Nachfrage, steigt in der Regel auch der Silberpreis.

Umgekehrt sind Investoren jedoch zögerlich in Zeiten stagnierenden wirtschaftlichen Wachstums:

"Wenn du eine Rezession erwartest und die Unternehmen ihre Produktion runterfahren, fallen die Preise für Rohstoffe wie zum Beispiel Silber."

Kurzfristig sieht Nicky das Potenzial von Silber bei derzeit etwa 24 Dollar erreicht, aber mittel- bis langfristig sollte es um etwa 25% nach oben gehen:

"Ich denke, dass Silber unterbewertet ist und bei einem Kursziel von 30 Dollar pro Unze liegen sollte."

Kryptowährungen und Gold: Ähnliche Ziele, aber unterschiedliche Voraussetzungen

Eine weiterer Vermögenswert, der von immer mehr Anlegern als Wette gegen die Risiken traditioneller Fiat-Währungen eingesetzt wird, sind Kryptowährungen.

Nicky sieht Bitcoin und Co jedoch nicht Herausforderung für den Platzhirschen Gold:

"Anleger kaufen Kryptowährungen aus ähnlichen Gründen wie bei Gold. Die Voraussetzungen sind jedoch nicht zu vergleichen, nach wie vor sind Kryptowährungen äußerst volatil, relativ illiquide und stecken noch in den Kinderschuhen."

Zudem habe Krypto als Konzept aufgrund der Turbulenzen bekannter Kryptohändler zuletzt viel Vertrauen verspielt, dass erst einmal mühsam zurückgewonnen werden müsse.

"Lösen Kryptowährung Gold als sicheren Hafen ab? Das glaube ich eher nicht. Außerdem müssen diese Währungen nach wie vor einige regulatorische Hürden überwinden. Als Absicherung gegen Fiat-Währungen kann Krypto aber interessant sein."

Wie Nicky den Einfluss technologischer Innovation auf Gold einschätzt

Eine weitere interessante Frage wurde von einem unserer Zuschauer gestellt, nämlich, ob es technologische Fortschritte gäbe, die disruptiv für den Wert von Gold seien könnten.

Nicky hat hierzu eine klare Meinung:

"Gold als Rohstoff spielt bei der Entwicklung von AI - Stichwort ChatGPT - und anderen innovativen Technologien eine untergeordnete Rolle. Ich betrachte Gold jedoch als Absicherung gegen disruptive Elemente […]."

Auch hier, so scheint es, stehen die Chancen für weitere Kursgewinne also gut.

Fazit: Das bedeuten Nickys Prognosen für Investoren

Auch wenn der Goldmarkt zuletzt aufgrund der aktuellen Zinspolitik etwas an Fahrt verloren hat, bleibt Gold eine spannende Anlageklasse, die - so Nicky - in den nächsten 10 Jahren auf bis zu 4000 Dollar pro Unze klettern könnte.

Für 2023 preist Nicky Gold hingegen bei 1930 Dollar pro Unze ein, was etwa 0.7% über dem August-Durchschnitt von 1916 Dollar pro Unze liegt.

Für Silberinvestoren legt Nicky ein Kursziel von 24 Dollar pro Unze fest, etwas niedriger als der Augustdurchschnitt von 24,13 Dollar pro Unze.

Mittelfristig sieht Nicky ein Kurspotenzial von +25% für Silber.