Diversifikation, häufig auch Diversifizierung oder Risikostreuung, genannt, ist wohl den meisten Anlegern als Begriff bekannt. Doch was versteht man unter der Diversifizierung eines Portfolios eigentlich genau und vor allem, warum ist Diversifikation wichtig? 🤔
In diesem Artikel tauchen wir ein in die Welt der Wertanlagen und klären Sie auf über:
- Was versteht man unter Diversifikation?
- Wie kann man ein Portfolio diversifizieren?
- Warum ist Diversifikation wichtig?
- Was sind die Vor- und Nachteile?
- Was bedeutet Korrelation, Volatilität und welche Arten von Risiken gibt es?
- Eignet sich Gold zur Portfolio-Diversifizierung?
Los geht’s! 🔑
Was bedeutet Diversifikation?
Diversifikation ist eine Managementstrategie, die es zum Ziel hat, die Verlustrisiken eines Portfolios möglichst klein zu halten und trotzdem langfristig gute Renditen zu erzielen.
Ein guter Portfolio-Manager investiert daher so, dass die Verluste eine einzelner Wertanlagen durch die Gewinne anderer Wertanlage aufgefangen werden. Es gilt: Solange die Gewinne die Verluste übersteigen, erzielt das Portfolio insgesamt eine positive Rendite.
Die Idee hinter dieser Strategie ist intuitiv verständlich und im deutschen Sprachgebrauch fest verankert, wenn man zum Beispiel mahnt, nicht „alle Eier in einen Korb“ zu legen oder „alles auf eine Karte“ beziehungsweise „alles auf ein Pferd“ zu setzen.
Setzt man jedoch buchstäblich alles auf eine Karte, zum Beispiel, indem man sein Vermögen in eine einzige Aktie investiert, setzt man sich zwangläufig hohen Verlustrisiken aus.
💡 Die meisten Investoren sind gut beraten, ihre Wertanlagen so breit zu streuen, dass die Verluste einzelner Posten von der Gesamtperformance aller der sich im Besitz befindlichen Wertanlagen aufgefangen werden können. Diese Managementstrategie nennt sich Diversifikation oder Diversifizierung.
Vereinfacht gesagt: Als Anleger empfiehlt es sich in der Regel, nicht alle Eier in einen Korb legen!
Warum ist Diversifizierung wichtig? Ein einfaches Rechenbeispiel
Nehmen wir einmal an, drei Investoren legten vor fünf Jahren jeweils 100 Dollar an.
Der erste Investor entschied sich, 100% seines Geldes - also 100 Dollar - in Icahn Enterprises (NASDAQ: IEP) zu investieren, der zweite Investor legte 60 Dollar (60%) in Icahn Enterprises und 40 Dollar (40%) in Gold an und der dritte Investor legte 50 Dollar in Icahn Enterprises (50%), 40 Dollar (40%) in Gold und 10 Dollar (10%) in Bitcoin an.
Nach aktuellem Stand (25. August 2023) sähen die Finanzen der Investoren nach Ablauf der fünf Jahre folgendermaßen aus:
- Investor 1: Das Depot von Investor 1, der alles in die Icahn-Aktie investierte, fiel von 100 auf 26 Dollar (-74 Dollar)
- Investor 2: Das Depot von Investor 2, der 60% in die Icahn-Aktie und 40% in Gold investierte, fiel von 100 auf 79 Dollar (-21 Dollar).
- Investor 3: Das Depot von Investor 3, der 50% in Icahn, 40% in Gold und 10% in Bitcoin investierte, stieg von 100 auf 109 Dollar (+9 Dollar).
Dieses Beispiel macht deutlich, warum Diversifikation wichtig ist:
Während Investor 1 hohe Verluste macht, erzielt Investor 3 aufgrund seines diversifizierten Portfolios trotz der hohen Verluste eines Einzelpostens immer noch eine Rendite von fast 9%. Für Investor 3 hat es sich also ausgezahlt, sein Risiko über drei Anlageklassen zu streuen.
💡 Nachdem der bekannte Short Seller Hindenburg Research kürzlich einen kritischen Bericht über das Geschäftsmodell von Icahn Enterprises (NASDAQ: IEP) veröffentlichte, fiel die Aktie des ehemaligen Börsenlieblings in nur vier Monaten um 61%. Kursstürze solchen Ausmaßes sind gar nicht so ungewöhnlich, Wirecard & Co. lassen grüßen.
Welche Arten der Diversifikation gibt es?
In der Praxis trifft man häufig auf Mischformen, generell gibt es aber vier Wege zur Diversifizierung von Portfolien.
Diversifizierung über Anlageklassen
Bei der Diversifizierung über verschiedene Anlageklassen geht es darum, den Investitionsbetrag über verschiedene Wertanlagen zu streuen. Zwar bieten Aktien historisch gesehen hohe Renditechancen, doch in Krisenzeiten wie zum Beispiel während der Finanzkrise 2008/2009 waren Aktionäre hohen Verlusten ausgesetzt.
Anleger hingegen, die ihr Investment breit streuten - zum Beispiel in Rentenpapiere, Festgeld, Immobilien und Gold - waren besser gegen hohe Verluste abgesichert.
Diversifizierung über Anlagebranchen
Zyklische Aktien sind Wertpapiere, deren Werte in hohem Maße von der Konjunktur einer Branche oder sogar einer ganzen Volkswirtschaft abhängig sind. Dazu zählen zum Beispiel Konsumtitel, Automobilaktien und Technologietitel.
Antizyklische Aktien sind hingegen Wertpapiere, deren Werte kaum von konjunkturellen Faktoren abhängig sind. Beispiele für diese Titel sind Versorger, Pharmaunternehmen und Banken.
Anstatt übermäßig von konjunkturell bedingten Schwankungen abhängig zu sein, sollte man Depottitel über Branchen hinweg breit streuen.
Diversifizierung über Anlageregionen
Im Sinne der Diversifikation ist es wichtig, Geld nicht übermäßig in einer Region anzulegen. Ist man etwa „über-investiert“ in US-Unternehmen und die amerikanische Wirtschaft schwächelt, riskiert man Verluste, die minimiert hätten werden können, hätte man auch in anderen Wirtschaftsräumen wie zum Beispiel der EU investiert.
Diversifizierung über den Anlagezeitraum
Auch Anlageklassen mit fester Laufzeit - unter anderem Festgelder und Staatsanleihen - sollten diversifiziert werden, indem man die Fälligkeiten auf unterschiedliche Zeiträume festlegt.
Werden die Auszahlungen nämlich in Zeiten niedriger Zinsen alle zur gleichen Zeit fällig, wird es schwierig, das Geld erneut zu attraktiven Zinsen anzulegen.
Das Einmaleins der Diversifizierung: Korrelation, Volatilität und Risiko
Finanzexperten sprechen von Korrelation, Volatilität und Risiko, um die verschiedenen Faktoren zu beschreiben, die bei der Diversifizierung von Portfolios beachtet werden sollten.
Diese recht technischen Begriffe können in ihrer Berechnung durchaus komplex sein, als Konzepte sind sie jedoch einfach verständlich.
Korrelation
Eine Korrelation ist eine wechselseitige Beziehung zwischen zwei oder mehreren Merkmalen, Dingen oder Funktionen.
In der Welt der Portfolio-Diversifikation ist die Korrelation von Wertanlagen ein ausschlaggebender Faktor für die „optimale“ Zusammensetzung des Depots. Portfolio-Manager achten darauf, dass die erworbenen Werte in ihrer Preisentwicklung unabhängig oder gegenläufig sind.
Beispiel für eine positive Korrelation
Als FAANG-Aktien bezeichnet man die großen Technologie-Titel Amazon, Google, Meta, Apple und Netflix.
FAANG-Aktien bewegen sich in einem ähnlichen Marktumfeld, sodass diese Aktien in der Regel auch einen ähnlichen Preisverlauf nehmen:
FAANG-Titel werden in der Finanzwelt als positiv korreliert bezeichnet, da sich die Kurse der einzelnen Titel in der Regel in die gleiche Richtung bewegen.
Würden die Titel exakt dieselben gleichgerichteten Preisentwicklungen haben, wären FAANG-Aktien zu 100% positiv korreliert.
Beispiel für eine negative Korrelation
Eine negative Korrelation liegt hingegen vor, wenn zwei oder mehrere Werte eine gegenläufige Entwicklung nehmen, was im Sinne der Portfolio-Diversifizierung wünschenswert sein kann.
Dies ist aktuell zum Beispiel der Fall bei der Entwicklung des Gold/Dollar-Kurses und des Euro/Dollar-Kurses.
Während der Euro in den letzten 5 Jahren etwa -7% im Vergleich zum Dollar verlor, nahm der Wert von Gold im Vergleich zum Dollar um 59% zu.
Da sich der Goldwert hier gegenläufig zum Wert des Euros entwickelt hat, spricht man von einer negativen Korrelation.
Für die Diversifikation eines Portfolios ist es wichtig, dass die darin enthaltenden Werte unabhängig/nicht korreliert oder negativ korreliert sind. Dadurch werden die Kursverluste eines Titels mit den Kursgewinnen anderer Titel und Anlageklassen aufgefangen.
Volatilität
Die Volatilität beschreibt das Ausmaß der Schwankungen von Preisen und Zinssätzen.
Volatile Anlageklassen - dazu zählen zum Beispiel Kryptowährungen wie Bitcoin - fallen und steigen in einem kurzen Zeitintervall stark, während vergleichsweise stabile Anlageklassen wie zum Beispiel Gold geringere Preisschwankungen haben.
Portfolio-Manager sind daran interessiert, ein Portfolio so zusammenzusetzen, dass die erwartbaren Schwankungen der individuellen Risikobereitschaft des Investors entsprechen und das Verhältnis von Rendite und Verlustrisiko angemessen ist.
Systematische und unsystematische Risiken
In der Finanzwelt unterscheidet man zwischen systematischen und unsystematischen Risiken.
Das systematische Risiko ist dabei das Restrisiko, dem eine Anlageklasse unterliegt, und welches immer vorhanden ist.
Das systematische Risiko kann mit anderen Worten nicht diversifiziert werden und ist immer vorhanden. Typische systematische Risiken sind schwankende Wechselkurse, Zinssatzänderungen, Veränderungen der Inflationsrate und Veränderungen im politischen Umfeld.
Unsystematische Risiken sind hingegen alle Risiken, die von Wertanlage zu Wertanlage unterschiedlich und dementsprechend veränderlich sind. Beispiele für unsystematische Risiken sind Managementfehler, schlechte Kostensteuerung oder eine misslungene Produktpolitik.
Unsystematische Risiken können durch eine geschickte Streuung von Anlageklassen, Branchen und Wirtschaftsräumen diversifiziert werden.
Wichtig: Auch ein diversifiziertes Portfolio ist niemals risikofrei, da stets ein residuales Risiko - das systematische Risiko - vorhanden ist. Unsystematische Risiken können jedoch durch Diversifikation minimiert werden.
Die Vor- und Nachteile eines diversifizierten Portfolios
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Diversifizierung eines Portfolios vor allem der Risikominderung dient:
👍Minimierung unsystematischer Risiken - Unsystematische Risiken werden durch die breite Streuung von Anlageklassen, Branchen und Regionen minimiert.
👍Geringere Volatilität - Ein breit aufgestelltes Portfolio ist in der Regel geringeren Marktschwankungen ausgesetzt als ein Portfolio, das sich auf einzelne Anlageklassen, Titel oder Branchen fokussiert.
👍Angepasstes Risiko-Rendite-Verhältnis - Ohne Risiko ist es unmöglich, Renditen zu erzielen. Mit einem Portfolio, das der Risikolust und den persönlichen Umständen des Anlegers entspricht, lässt sich ein angepasstes Verhältnis von Risiko und Rendite erzielen.
👎Ein systematisches Risiko bleibt - Jedes Portfolio unterliegt einem residualen Risiko, das nicht weiter diversifiziert werden kann.
👎Portfolio-Diversifikation ist zeitaufwendig - Die Zusammenstellung eines diversifizierten Portfolios erfordert Sachkenntnisse und Zeit.
👎Keine „Lottogewinne“ - Ziel der Diversifizierung ist es, stabile Renditen bei geringen Schwankungen zu erzielen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass „Lottogewinne“ unwahrscheinlich werden, die erzielt werden könnten, würde das Portfolio nur aus einem volatilen Anlagewert bestehen.
Gold als Bestandteil eines diversifizierten Portfolios
Wie bereits dargelegt, können Anleger ihr Portfolio über eine breite Auswahl verschiedener Anlageklassen, Branchen und Wirtschaftsräumen diversifizieren.
Aus historischer Perspektive kann Gold dabei eine interessante Anlage vor allem in Zeiten systematischer Krisen des Aktienmarktes sein.
Hier ein Beispiel aus der Zeit der Finanzkrise 2008/2009:
Während der S&P 500, der Leitindex der amerikanischen Wirtschaft, in nur etwas mehr als einem Jahr von über 1400 auf 930 Dollar fiel (-56%), stieg der Preis für eine Unze Gold von 841 auf 943 Dollar um mehr als 12% an.
Hier ein zweites Beispiel aus der Anfangszeiten der COVID-Pandemie, die mit zahlreichen Lockdowns und dem Herunterfahren der weltweiten Wirtschaft einherging:
Auch hier war Gold eine gute Absicherung gegen einen äußeren Schock, der den Aktienmarkt in einer steilen Talfahrt nach unten führte.
Während Aktientitel in nur vier Monaten um fast 10% fielen, stieg im selben Zeitraum der Goldpreis um 12% - eine negative Korrelation, die bei einer entsprechenden Gewichtung des Portfolios vor Verlusten geschützt hätte.
Eine Auswahl unserer Goldprodukte finden Sie hier:
💡 Gold hat bei vielen Anlegern den Ruf, sowohl gegen systematische Krisen anderer Anlageklassen abzusichern als auch langfristig stabile Renditen zu erzielen. Daher kann es Sinn machen, Gold bei der Diversifikation seines Portfolios zu berücksichtigen.
Zusammenfassung: Für die meisten Anleger ist Diversifikation eine gute Idee
Für die meisten Anleger überwiegen die Vorteile der Diversifikation. Dabei handelt es sich um eine hilfreiche Managementstrategie, um die unsystematischen Risiken eines Portfolios zu minimieren, Totalverluste zu vermeiden und mittel- bis langfristig stabile Renditen zu erzielen.
Investoren sollten sich jedoch bewusst machen, dass es keine risikofreien Anlagestrategien gibt. Auch in einem diversifizierten Portfolio besteht ein residuales Verlustrisiko, das nicht reduziert werden kann.
Nach Ansicht vieler Anleger ist Gold eine gute Absicherung gegen systematische Krisen anderer Anlageklassen.
Zwei Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit - die Finanzkrise 2008/2009 und der Ausbruch von COVID-19 im Frühjahr 2020 - zeigen, dass der Goldkurs in nur kurzer Zeit um jeweils 12% stieg, während der Aktienmarkt abstürzte.
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