Mit der Ankündigung am 16. März der ersten Zinserhöhung seit 2018 hat die US-Notenbank endlich ihren Kampf gegen die galoppierende Inflation aufgenommen.
Als Edelmetallinvestor fragen Sie sich vielleicht, wie sich steigende Zinsen auf den Goldpreis auswirken werden, und wir sind hier, um Ihnen die Antwort zu geben.
In diesem Artikel erklären wir:
- Was sind Zinssätze.
- Wie sich steigende Zinssätze in der Vergangenheit auf den Goldpreis ausgewirkt haben.
Doch bevor wir darauf eingehen, hier eine kurze Zusammenfassung der jüngsten Zinserhöhungsentscheidung der Fed (falls Sie die Nachrichten verpasst haben):
Wie stark wird die Fed die Zinssätze im Jahr 2022 anheben?
Die Fed hat die Zinssätze seit Beginn der COVID-19-Pandemie nahe Null gehalten. Da jedoch die Preise für alles, von Lebensmitteln bis hin zu Autos, in die Höhe schossen, hob die US-Notenbank ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt an und brachte ihn damit in den Bereich von 0,25 % bis 0,5 %.
Darüber hinaus erklärte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell, der endlich zugegeben hat, dass die Inflation „viel zu hoch" ist, dass die Fed bereit ist, die Zinssätze erforderlichenfalls noch stärker anzuheben, um die steigenden Verbraucherpreise zu dämpfen.
„Wenn wir in einer oder mehreren Sitzungen zu dem Schluss kommen, dass es angemessen ist, den Leitzins um mehr als 25 Basispunkte anzuheben, werden wir das tun. Und wenn wir zu dem Schluss kommen, dass wir über das übliche Maß der Neutralität hinaus eine restriktivere Haltung einnehmen müssen, werden wir das auch tun", sagte Powell.
Was genau sind also Zinssätze?
Einfach ausgedrückt, sind Zinsen eine Gebühr, die ein Kreditnehmer an einen Kreditgeber zahlt, für die Nutzung eines finanziellen Vermögenswerts.
Wenn wir über den Zinssatz der Fed (oder der Europäischen Zentralbank) sprechen, meinen wir den Zinssatz, zu dem die Zentralbank eines Landes den inländischen Banken Geld leiht, oft in Form von kurzfristigen Krediten.
Durch die Steuerung dieses Zinssatzes können die Zentralbanken die Wirtschaftstätigkeit beeinflussen:
- Wenn sie die Wirtschaft ankurbeln wollen, können sie die Finanzierungskosten für Kreditnehmer senken, indem sie die Zinssätze senken.
- Wenn sie die Wirtschaft ankurbeln wollen, weil die Inflation höher ist als erwünscht, können sie die Finanzierungskosten für die Kreditnehmer erhöhen, indem sie die Zinssätze anheben.
Was bedeuten Zinserhöhungen für Sie?
Im Allgemeinen bedeuten Zinserhöhungen, dass es sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher teurer werden kann, einen Kredit aufzunehmen, was wiederum die Ausgaben drosseln und die Geldmenge im Umlauf verringern kann.
Im Allgemeinen bedeuten Zinserhöhungen, dass es sowohl für Unternehmen als auch für Verbraucher teurer werden kann, einen Kredit aufzunehmen, was wiederum die Ausgaben drosseln und die Geldmenge im Umlauf verringern kann.
Für die Verbraucher bedeutet dies genau genommen 3 Dinge:
- höhere Hypothekenzinsen;
- höhere Zinssätze für Kreditkarten;
- und höhere Zinsen für Sparkonten.
Und was könnten Zinserhöhungen für die US-Wirtschaft insgesamt bedeuten?
Nun, einige Ökonomen sagen sogar voraus, dass die US-Wirtschaft in diesem Jahr in eine Rezession geraten könnte, unter anderem, weil die Fed bei der Anhebung der Zinssätze zur Bekämpfung der Inflation zu weit gehen könnte.
In Europa lässt die EZB die Zinssätze zumindest vorerst unverändert, obwohl die Inflation in Europa so schnell wie seit 2008 nicht mehr gestiegen ist.
Wie können höhere Zinssätze zur Bekämpfung der Inflation beitragen?
Einfach ausgedrückt: Hohe Zinssätze erschweren es Privatpersonen und Unternehmen, Geld zu leihen und auszugeben.
Diese Ausgabenzurückhaltung soll nicht nur dazu beitragen, die steigenden Konsumgüterpreise in Schach zu halten, sondern wird sich höchstwahrscheinlich auch auf die Preise für einige Anlagewerte wie Aktien, Kryptowährungen und Edelmetalle auswirken.
Welche Auswirkungen werden Zinserhöhungen auf den Goldpreis haben?
Es gibt die allgemeine Ansicht, dass Zinserhöhungen der Zentralbanken der „natürliche Feind" des Goldpreises sind.
Dieser Argumentation zufolge sollen höhere Zinssätze den Anreiz für Anleger verringern, Gold zu kaufen, da es „keine Zinsen bringt", was wiederum zu einem niedrigeren Goldpreis führen sollte.
Diese Sichtweise wird jedoch von einigen Wirtschaftswissenschaftlern als zu vereinfachend und unvereinbar mit der historischen Performance von Gold bezeichnet:
Sie argumentieren, dass Gold während der vergangenen Zinserhöhungen eine besondere historische Beziehung zu den Zinssätzen hatte.
Und die folgende Grafik beweist genau dies.
Diese großartige Grafik von Visual Capitalist zeigt, wie sich Gold, der US-Dollar und US-Aktien entwickelt haben, als die Zinssätze zwischen 1994 und 2015 gestiegen sind:
Ziemlich aufschlussreich, oder?
Wie Sie sehen können, schneidet Gold im Vorjahr einer Zinserhöhung in der Regel schlechter ab als US-Aktien und der Dollar.
Doch in den Monaten nach den Zinserhöhungen erholt sich der Goldpreis in der Regel wieder und erreicht manchmal sogar neue Höchststände, wobei es sogar Aktien und den Dollar übertrifft.
Der Goldpreis und Zinserhöhungen laut verschiedenen Fed-Vorsitzenden
Janet Yellen (Fed-Vorsitzende von 2014 bis 2018): Als Yellen im Dezember 2015 die Zinssätze anhob, erreichte der Goldpreis einen Tiefstand von 1.050 $ pro Unze, bevor er sich fast verdoppelte und ein Allzeithoch erreichte.
Alan Greenspan (Fed-Vorsitzender von 1987 bis 2006): Nach Greenspans Zinserhöhung im Juni 2004 erreichte der Goldpreis einen Tiefstand von 380 $ pro Unze. Danach zog der Goldpreis jedoch sowohl bei steigenden als auch bei fallenden Zinsen um 400 % an und stieg 2011 auf über 1.900 $ pro Unze.
Wird der Goldpreis dieses Mal steigen?
Wie Sie vielleicht bemerkt haben, gab es im vergangenen Jahr keine große Goldrallye, da der Preis des Edelmetalls zwischen 1.700 und 1.900 Dollar schwankte.
Hierfür gibt es mehrere Gründe:
- Die meiste Zeit des Jahres 2021 schienen die Anleger tatsächlich an das langjährige Mantra der Fed von der „vorübergehenden" Inflation zu glauben, bis Powell zugab, dass die Inflation eine echte Bedrohung darstellt.
- Bitcoin und andere Kryptowährungen zogen die Aufmerksamkeit vieler Anleger auf sich und lenkten sie von mehreren kurzfristigen Goldrallys im Laufe des Jahres ab.
- Einige Anleger setzten stark auf den US-Aktienmarkt und schlossen sich dem Kaufrausch bei hochfliegenden Aktien wie Apple und Tesla an.
Doch nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar, der die Nachfrage nach sicheren Anlagen erhöhte, erreichte der Goldpreis einen neuen Höchststand und stieg auf über 2.000 $ pro Unze.
Betrachtet man nun die Entwicklung des Goldpreises nach mehreren Zinserhöhungen in der Vergangenheit, so scheint es, dass die Hausse des Goldes auch in Zukunft anhalten könnte. 🐂
