💡Zitat der Woche
„Wir sehen keine 'sanfte Landung', bei der die Inflation schnell auf das gewünschte Niveau zurückkehrt, ohne die Konjunktur zu bremsen. Das bedeutet mehr Volatilität und Druck auf Risikoanlagen." - Jean Boivin und Wei Li, Strategen bei BlackRock Investment Institute.
Investment-Nachrichten
🇪🇺 Rekordbruch. Die Inflation in der Eurozone hat im September einen neuen Rekordwert von 10 % erreicht, wie aus den am Freitag veröffentlichten Eurostat-Daten hervorgeht. Eine dramatische und symbolträchtige Zahl, die von 9,1 % im August anstieg und über den Konsensprognosen von 9,7 % lag. (CNBC)
Die Daten zeigen auch, dass sich der Preisanstieg von den volatilen Lebensmittel- und Energiepreisen auf fast alle Segmente der Wirtschaft des 19-Mitglieder-Blocks ausweitet.
Hier ist der Tweet von Eurostat, der die Ergebnisse ankündigt:
„Die Eurozone steht vor einem besonders schwierigen Dilemma. Nicht nur, dass die Eindämmung der Inflation aufgrund ihrer angebotsseitigen Grundlagen weitgehend außerhalb der Reichweite der EZB liegt, eine Anhebung der Leitzinsen würde die akute wirtschaftliche Schwäche, die sich in der Region abzuzeichnen beginnt, nur noch vertiefen", sagt Seema Shah, Chief Global Strategist bei Principal Global Investors
🔦 Lesen Sie unseren Spotlight-Artikel vom letzten Juni über die Inflation in Europa.
Die OECD warnte Anfang dieser Woche, dass viele europäische Länder, darunter auch Deutschland, in eine „ganzjährige Rezession im Jahr 2023" gedrängt werden könnten, wenn die Störungen der Energieversorgung in diesem Winter anhalten.
Und wo wir gerade von Deutschland sprechen...
📈Zweistellig. Zum ersten Mal seit der Gründung der Eurozone hat Deutschland eine zweistellige Inflationsrate erreicht. (Bloomberg)
Die Verbraucherpreise in Deutschland sind viel stärker gestiegen als erwartet, nachdem die vorübergehenden staatlichen Entlastungsmaßnahmen ausgelaufen sind und sich die Energiekrise in Europa verschärft hat.
Im September stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland um 10,9 % im Vergleich zum Vorjahr und damit stärker als von Ökonomen erwartet. Dieser neue Inflationsschub ist auf das Ende der befristeten staatlichen Entlastungsmaßnahmen und eine Verschärfung der europäischen Energiekrise zurückzuführen.
Diese neuen Zahlen erhöhen das Risiko, dass die Eurozone ihre mittlere Schätzung von 9,7 % aus einer Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen überschreitet.
🌪️ Marktturbulenzen. Eine weitere Woche mit hoher Volatilität an den Märkten. Der S&P500 erreichte am Montag ein Bärenmarkttief, bevor er sich am Mittwoch erholte und am Donnerstag seine Gewinne schnell wieder umkehrte und ein neues 2022-Tief erreichte. (CNBC)
Die letzten Monate waren sehr volatil und insgesamt deutlich negativ für die meisten Aktienindizes:
- Der S&P 500 liegt jetzt 24,3 % unter seinem Rekordstand vom Januar.
- Der Dow Jones liegt 21,2 % unter seinem Allzeithoch.
- Der Nasdaq ist seit seinem Rekord im November um mehr als 33 % gefallen.
Die europäischen Märkte folgten diesem negativen Trend am Mittwoch und Donnerstag, als Nachrichten über eine steigende Inflation in Deutschland die Unvermeidbarkeit einer aggressiveren Geldpolitik in der Eurozone noch unvermeidlicher machten.
🔦 Lesen Sie unseren Spotlight-Artikel, um Tipps zu erhalten, wie Sie die Volatilität am Aktienmarkt handhaben können.
🇬🇧 Gott schütze Großbritannien (und seine Wirtschaft). Eine harte Woche für die britische Wirtschaft: Das britische Pfund (GBP) stürzte am Montag auf ein Rekordtief, ein Kurseinbruch bei britischen Vermögenswerten und ein Einbruch bei den britischen Immobilienumsätzen. (Bloomberg)
Nachdem in der vergangenen Woche Panik ausgebrochen war, setzte sich das Chaos an den Märkten am Montag fort. Ein starker Verkaufsanstieg bei britischen Vermögenswerten ließ das britische Pfund auf ein Allzeittief fallen.
Der britische Immobilienmarkt brach ebenfalls zusammen, nachdem die Kreditgeber ihre Hypothekenangebote als Reaktion auf die steigenden Zinssätze zurückgezogen hatten. Die Analysten der Credit Suisse sagten, dass die Hauspreise „leicht um 10 bis 15 % fallen könnten".
Die Bank of England kündigte umgehend an, ihre Anleiheverkäufe zu verschieben und mit dem Ankauf von langlaufenden Anleihen zu beginnen, um das Marktchaos nach den Ankündigungen der Budget-Planung der neuen Regierung zu beruhigen.
Das viel diskutierte, von der Regierung letzte Woche angekündigte Steuersenkungsbudget wird wahrscheinlich die Inflation anheizen und die Kreditaufnahme erhöhen, da die Zinsen weiter steigen. Angesichts der Tatsache, dass das Land bereits mit dem Brexit, einer großen Lebenshaltungskostenkrise und nun einer Rezession zu kämpfen hat, ist dies ein großer Stresstest für die erst wenige Tage alte Regierung von Lizz Truss.
🔦 Lesen Sie unser Spotlight, um zu erfahren, wie Sie sich auf eine Rezession vorbereiten können.
🫕 Extravagantes Essen. Die Lebensmittelinflation in Frankreich erreicht in den Supermärkten einen historischen Wert von fast 10 %. (Le Monde)
Nachdem sie im Juni die 5 %-Schwelle erreicht hatte, hat sich die Lebensmittelinflation in nur wenigen Monaten verdoppelt und fast die symbolische Marke von 10 % erreicht.
„Die Inflation ist jetzt die Nummer 1 der Sorgen der Franzosen, weit vor dem Klimawandel, dem Krieg in der Ukraine oder sogar vor Covid", sagt Xavier Ségalié, Geschäftsführer von NielsenIQ Frankreich.
🏚️ Volles Haus. Im Juli kühlten sich die Hauspreise in den USA so schnell ab wie noch nie in der Geschichte des Indexes, da die steigenden Zinsen die Käufer unter Druck setzen. (CNBC)
Der jüngste Rückgang der Hauspreise, der dreimal so hoch ist wie der durchschnittliche Rückgang in der Vergangenheit, kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das Wohnen aufgrund schnell steigender Hypothekenzinsen dramatisch weniger erschwinglich wird.
Der durchschnittliche Zinssatz für eine 30-jährige Festhypothek bewegt sich inzwischen auf 7 % zu, so dass die durchschnittliche monatliche Rate etwa 70 % höher ist als noch vor einem Jahr.
🏎️ Vollgas. Die Aktien von Porsche stiegen, als der Autobauer an die Börse ging, um seine Expansion im Bereich der Elektrofahrzeuge zu finanzieren. (CNBC)
Das Börsendebüt von Porsche ist der bisher größte Börsengang in Europa und bewertet das Unternehmen mit rund 75 Milliarden Euro.
Volkswagen, die Muttergesellschaft von Porsche, bot 911 Millionen Aktien an, in Anspielung auf das berühmte Porsche-Modell 911. Als bisheriger Alleineigentümer hat Volkswagen seinen Anteil an der Sportwagenfirma um 12,5 % reduziert.
📷 Bild der Woche
Meinung
🏆 Das beste Wertaufbewahrungsmittel. „Im Vergleich zu anderen Vermögenswerten, von Aktien über Anleihen bis hin zu digitalen Währungen, hat sich das gelbe Metall bemerkenswert widerstandsfähig gezeigt", sagt Frank Holmes, CEO und Chief Investment Officer bei U.S. Global Investors, Inc. (U.S. Global investors)
„Wenn wir es in anderen Weltwährungen bewerten, hat Gold sogar noch besser abgeschnitten, da viele Währungen im Vergleich zum Greenback deutlich an Wert verloren haben.“ [...]
„Von den verschiedenen Goldpreisen, die unten aufgeführt sind, lagen nur zwei - die in Dollar und brasilianischem Real - am 27. September im Minus für das Jahr. Die anderen, einschließlich des Goldpreises in kanadischem Dollar, waren positiv.“ [...]
„Wenn alles zusammenbricht, würde ich etwas Gold in meinem Portfolio haben wollen, das sich in der Vergangenheit als attraktiver Wertschutz erwiesen hat, wenn die Märkte kriselten."
Werfen Sie einen Blick auf unser Gold-Preisdiagramm, um zu sehen, wie sich Gold in diesem Jahr entwickelt hat.
🔦 Lesen Sie unseren Spotlight-Artikel: Wird der Goldpreis nächstes Jahr steigen?
Was sonst noch passiert
📝 Annektiert. Am Freitag hat der russische Präsident Wladimir Putin in einer feierlichen Zeremonie die Annexion von vier ukrainischen Territorien unterzeichnet. (Guardian)
Diese Annexion erfolgt, nachdem Russland sogenannte Referenden in den besetzten Regionen der Ukraine organisiert hat.
Das gesamte Gebiet, das Teil Russlands werden soll, umfasst schätzungsweise 4 Millionen Einwohner und entspricht etwa 15 % des ukrainischen Territoriums. Die Referenden in den besetzten Regionen der Ukraine wurden vom Westen als illegal und unrechtmäßig bezeichnet.
🇮🇹 Rechtsextreme siegen. Eine rechtsextreme Koalition hat diese Woche die Wahlen in Italien gewonnen. Damit wird Giorgia Meloni, die Vorsitzende der ehemals faschistischen Partei Brüder Italiens, wahrscheinlich die erste Premierministerin des Landes. (Time)
Die rechtsextreme Koalition unter der Führung von Giorgia Meloni hat 26 % der Stimmen erhalten, Matteo Salvinis einwanderungsfeindliche Lega fast 9 % und Silvio Berlusconis Forza Italia etwa 8 %.
Die Wahlen, die etwa sechs Monate nach dem Zusammenbruch von Draghis Regierung stattfanden, hatten eine historisch niedrige Wahlbeteiligung: nur 64 % der Bevölkerung gingen zur Wahl.
🛢️No(rd) Stream. Vier neue, höchst verdächtige Lecks in der Nord Stream-Pipeline, die Russland mit Europa verbindet, zerstören die Hoffnung, dass die Hähne in diesem Winter wieder aufgedreht werden, wodurch die Gaspreise steigen. (Bloomberg)
Schwedische Seismologen entdeckten am Montag zwei Explosionen, als fast gleichzeitig Lecks in der Ostsee auftraten. Zwei weitere Lecks wurden später von dänischen Behörden entdeckt.
„Es gibt zwei Lecks auf der schwedischen Seite und zwei Lecks auf der dänischen Seite", sagte ein Beamter der schwedischen Behörde.
„Es ist schwer vorstellbar, dass es sich dabei um Zufälle handelt", sagte Mette Frederiksen, Dänemarks Ministerpräsidentin.
Sollten diese Lecks als Sabotageakte gewertet werden, wäre dies eine erhebliche Eskalation in der Auseinandersetzung zwischen Russland und Europa.
Da Nord Stream im vergangenen Jahr fast 40 % des russischen Gases nach Europa geliefert hat, stiegen die Terminpreise für Gas um 22 %, kurz nach Bekanntwerden der Lecks.
🔦 Lesen Sie unser Spotlight, um mehr über die Energiekrise in Europa zu erfahren und wie Sie sich darauf vorbereiten können.
Und schließlich...
🦬 Wildes Europa. Einem Bericht von Rewilding Europe zufolge scheint sich die Tierwelt in Europa zu erholen, dank erfolgreicher, jahrzehntelanger Schutzkampagnen. (Bloomberg)
Wisente, Elche, Biber und viele Vogelarten sind dem Bericht zufolge wieder häufiger anzutreffen. Die meisten der 50 Arten, die von der gemeinnützigen Organisation beobachtet wurden, nehmen sogar zu und breiten sich in neuen Gebieten auf dem Kontinent aus.
Diese neuen Erkenntnisse geben dringend benötigte Hoffnung, da sie im Gegensatz zu der anhaltenden globalen Krise der Artenvielfalt stehen.
„Wildtiere und die Natur können sich erholen, wenn wir die richtigen Entscheidungen treffen und dies zulassen", sagte der Vorstandsvorsitzende von Rewilding Europe, Frans Schepers. „Dieses Comeback sollte vor dem Hintergrund der viel höheren Zahlen in der Vergangenheit gesehen werden - es ist der Beginn einer Erholung."
Bis nächste Woche!
